Liedermacher Sepp Raith

Allgemein

„Bayern ist das fruchtbarste Land Deutschlands, aber es besitzt den geringsten Geist“, mit diesem Zitat von Friedrich dem Großen und ähnlichen Sprüchen aus Analen und Geschichtsbüchern hatte Sepp Raith die Lacher schnell auf seiner Seite.

„Ein Nordeutscher halt“, kommentierte er die abfällige Äußerung des Preußenkönnigs und „heute sind wir die Vorstufe zum Paradies“.  Im Rahmen der 100jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten des SPD-Ortsvereins-Hirschau verstand es der Liedermacher in seinem fast dreistündigen Programm die Zuhörer im voll besetzten kleinen Saal des Josefshauses zum Lachen und gleichermaßen zu Nachdenken zu bringen.

Einleitend warf  Vorsitzender Günther Amann einen kurzen Blick auf die Gründerzeit der Hirschauer SPD. In der von der Kaolin- und Porzellanindustrie geprägten Stadt hätten die Gründerväter die Umbruchstimmung nach dem 1. Weltkrieg für Verbesserungen für die arbeitende Bevölkerung nützen wollen. „Das war keine Politik aus der Bequemzone“, zollte Amann den frühen Genossen Respekt und „seitdem ist die SPD in der Hirschauer Kommunalpolitik eine feste Größe.“

Als feste Größe in der bayerischen Kleinkunstszene bezeichnete der SPD-Vorsitzende  Liedermacher Sepp Raith. Sein Programm „HIGHMAT – a so a schöns Land und so liabe Leit“ sei ein Highlight im Rahmen der Jubiläumsfeier der Hirschauer SPD und passe bestens zum Motto „Es geht auch anders“.

In einer Mischung aus Liedern, Gedichten und Geschichten zeigte Raith, dass trotz gewaltiger Stimmkraft es auch die leisen Töne sind, die ihn auszeichnen.  

Raiths biografische Geschichten waren amüsant  und bewegend zugleich. In der Grundschule sei er von Schulschwestern unterrichtet worden. „Wie ich dann nach vier Jahren aufgehört hab`, haben die sich arme Schulschwestern genannt.“ Am Gymnasium hätte später ein Lehrer gemeint, er, Raith, sei nicht ganz dicht. „Deshalb bin ich Dichter geworden.“ Oder: „Wenn man aus dem erzbischöflichen Knabenseminar fliegt, darf man schon ein bisschen kirchenkritisch sein.“ Dass  eine Schulkameradin aus gut betuchtem Haus, ihn einmal zu den Hausaufgaben eingeladen hatte, gehörte zu den ernsteren Geschichten. Als er ihrem Vater ehrlich geantwortet habe, dass sein eigener Vater nur zehn Tagwerk Grund besitze, habe der ihn als nicht standesgemäßen Umgang  aus dem Haus geworfen.

Raith ist studierter Gymnasiallehrer. Das Ende dieser beruflichen Laufbahn sei dadurch eingeläutet worden, dass sein Schulleiter verlangt habe, in Raiths Klasse mit 42 Schülern sollten 12 durchfallen. Als sich ein Kollege im Lehrerzimmer sich sogleich an die Streichliste gemacht hat, „hab´ ich ihm deutlich meine Meinung gesagt“, meinte der Liedermacher. Für die dienstliche Beurteilung sei dies ganz schlecht gewesen.

Auch dass er einen Auftritt vor  Versicherungsvertretern im Schwarzwald hat platzen lassen, als die sich brüsteten, unerfahrene Leute in der ehemaligen DDR über den Tisch gezogen zu haben, verdeutlichte die Einstellung des Sängers. „Statt einer fetten Gage, habe ich denen noch das Geld aus meiner Hosentasche vor die Füße geworfen.“

Raiths Gedichte begeistern durch atemberaubendes Tempo und Wortwitz. Der Biberbubi Beppi will nicht in den Biberbach, weil er wasserscheu ist und  „Wenn im Herbst die Bauern odeln, dann die Regenwürmer jodeln“, reimt er in bester Wilhelm Busch Manier.

Zu den nachdenklichen Liedern gehörte der „Bürger nach Maß“ als Garant, das alles so bleibt wie es ist im Land, während der „Kukident-Blues“ und der „Haberfeldtreiber“ die Zuhörer zu Lachsalven hinrissen.

Für ein begeistertes Publikum war es ein  abwechslungsreicher und unterhaltsamer Abend im Hirschauer Josefshaus, auch weil der Liedermacher sich zu später Stunde noch Zeit für das Signieren seiner Bücher und für eine Gesprächsrunde nahm. Er müsse zwar noch seine Töchter abholen, aber vor 3.00 Uhr nachts wollten die sowieso nicht nach Hause. 

Text zum Bild:

Er wurde zum Highlight dieser etwas andere HIGHMAT-Abend mit Sepp Raith. Zum gleichnamigen Programm des bayerischen Liedermachers hatte der SPD-Ortsverein-Hirschau im Rahmen seines 100jährigen Gründungsjubiläums in den kleinen Saal des Josefshauses eingeladen. 

 

 

 

 

 
 

Wer ist Online

Jetzt sind 1 User online

 

Umfragen